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Armin Risi
Philosoph • Autor • Referent
Radikal umdenken – neue Wege und Weltbilder
Risi, Armin – Völkerwanderung – Epische Galerie (1992)

Völkerwanderung

Epische Galerie

1. Auflage, Juli 1992
Taschenbuch, 260 Seiten

ISBN 978-3-906347-10-9
CHF 18.00 / € 10,00

Vergriffen. Einige letzte Archivexemplare zu einem „Liebhaberpreis“ direkt beim Autor erhältlich.

Rückentext
Anfänglich aber sind
Aus Wäldern des Indus …
Die Eltern gekommen.

So kam das Wort aus Osten zu uns,
Und an Parnassos Felsen und am Kithäron hör ich,
O Asia, das Echo von dir …

                                                   — Friedrich Hölderlin (1801)

Die vergangenen Hochkulturen der Welt waren ursprünglich eng miteinander verwandt. Diese Feststellung erfährt heute von den wiederentdeckten Sanskrit-Schriften zusätzliche Bestätigung.

Am Beispiel der Menschheitsgeschichte illustriert das epische Gedicht „Völkerwanderung“ die universalen Gesetzmäßigkeiten des Lebens, die gemäß altindischer Lehre immer zyklisch wirken, sowohl im individuellen Leben (Reinkarnation) als auch in den Kreisläufen der Menschheitsgeschichte bis hin zur periodischen Erneuerung von Zivilisation, Natur und Schöpfung.

In der gegenwärtigen Wendezeit, die auch von den vedischen Schriften angekündigt wird, ist Armin Risi der literarische Vorbote einer neuen Kulturepoche. Er ist sowohl dem östlichen Ursprung als auch seiner abendländischen Heimat verbunden und bewegt sich mit Wegkenntnis und Liebe in beiden Hemisphären:

„Möge der Kreis sich schließen,
Den wir als Ahnen verließen …“

Inhalt
Einleitung

An Śrī Paraśurāma

Völkerwanderung (Epische Galerie)
Die Wanderung
Schöpfung
Die Jahreszeiten
Der Übergang
Śamīkas Klagen zu Beginn des Kali-yuga
Kali-yuga: I. Gesang
II. Gesang
III. Gesang
IV. Gesang
(Echnaton in Amarna)
V. Gesang
VI. Gesang (Vyāsadevas Vision)

Śrī Paraśurāmas Geschichte
Die Flucht vor Rāma
Offenes Buch

Der Bruder der Bauern (Wandermonolog)
I. Pflege
II. Aussaat
III. Geduld
IV. Ernte
V. Das Fest

Anhang:

Über das vedische Geschichtsverständnis
I. Die Unzulänglichkeit des modernen Geschichtsbildes
II. Warum die Existenz präantiker Kulturen plausibel ist
III. Mißverständnisse und Vorurteile gegenüber der vedischen Kultur
IV. Die Wendezeit vor fünftausend Jahren
V. Die Völkerwanderung
VI. Das Eingreifen Śrī Paraśurāmas
VII. Das große Vergessen
VIII. Die Prophezeiung der Veden

Ex oriente lux
Licht aus dem Osten: eine Auswahl literarischer Zeugnisse von Deutschlands ersten Begegnungen mit Indien
Die Legende von der „Arierinvasion“ in Indien
Die ablehnenden Indienrezensionen im 19. Jahrhundert

Vedische Kosmogonie und die yuga-Zyklen
Der Verlust der höheren Sicht
Der vedische Schöpfungsmythos

Glossar der Sanskritbegriffe
Erläuterung zur Form meiner Gedichte (1999/2024)


Armin Risi (1999 / 2024):

Erläuterung zur Form meiner Gedichte

(aus: Armin Risi, „Ausgewählte Gedichte. Bemerkung zur Form meiner Gedichte“ in: Einblicke – Eine Auswahl aus zehn Jahren Govinda-Verlag, herausgegeben von Ronald Zürrer, 1999; im Februar 2024 leicht bearbeitet und erweitert.)

Die Versformen, die ich in meinen Gedichtbänden verwende, entstammen der Tradition der griechischen und romanischen Lyrik. „Lyrik“ bedeutet wörtlich „das mit Lyra-Begleitung Vorgetragene“. Der lyrische Dichter verstand sich ursprünglich als Sänger, der göttliche Wahrheiten hörbar und erfahrbar vermittelt. Die lyrischen Dichterinnen und Dichter trugen und spielten ihr Instrument, die Lyra, weil sie sich selbst als Instrumente sahen, als Instrumente im Dienst der göttlichen Ordnung, die den Kosmos beseelt.

Der Dichter, der „Sänger“, nimmt die im Kosmos rhythmisch schwingende Ordnung wahr und antwortet mit einer ent-sprechenden Sprache. Sprache ist der Ausdruck von Inhalt, der göttlich oder weniger göttlich sein kann. Aber Sprache an sich ist immer Klang, und Klang ist Ausdruck von Ordnung (auch im physikalischen Sinn in Form von Wellenstrukturen). Ordnung ist letztlich immer Ausdruck der göttlichen Bestimmung der Schöpfung. Auf diese Weise lässt sich ein direkter Bezug von Sprache zu Ordnung und göttlicher Bestimmung erkennen.

Die lyrische Dichtung steht der Musik nahe, denn auch sie verwendet Rhythmen, das heißt eine geordnete Abfolge von Klängen, durch die die Dichtenden bewusst auf die göttliche Ordnung und Bestimmung der Schöpfung hinzuweisen und ihrem persönlichen Streben, Leiden, Scheitern, Suchen und Erkennen Ausdruck zu verleihen. Der Rhythmus ist nichts anderes als Ausdruck der bereits überall in der Schöpfung wirkenden Ordnung.

Durch die Einordnung der Sprache in eine geordnete Struktur wollten die lyrischen Dichterinnen und Dichter ursprünglich ihre göttliche Gesinnung veranschaulichen: ihre Bereitschaft, sich freiwillig in die göttliche Ordnung einzufügen (was für sie im praktischen Leben nicht immer leicht war und was der Lyrik das Tor zu unbegrenzt vielen Themen öffnet). Der Rhythmus lud zum gesungenen oder melodiös intonierten Vortrag ein und intendierte eine Läuterung der Vortragenden wie auch der Zuhörenden, wodurch sich die „Aktiven“ und „Passiven“ in einer dynamischen Einheit befanden (im Gegensatz zum modernen Kommerzgespann von „Unterhalter“ und „Konsumenten“).

Die Versschemen bilden also die äußere Form der Sprache für einen ent-sprechenden Inhalt und Vortrag. In der romanischen Tradition wurde vor allem das Reimgedicht verwendet, mit dem Sonett als Sonderform, und auch ich bediene mich gern solcher Formen. Etwas ungewohnter für den modernen Leser sind die griechischen Versmaße, die sich nur über rhythmische Muster definieren und keine Reime erfordern. Das bekannteste griechische Versmaß ist der Hexameter (von: hexámetron, wörtl. „Sechs-Maß“). Ein Hexameter ist eine Zeile, die vom Grundmuster her aus sechs Daktylen bestehen. Ein Daktylus (Betonung auf dem a: Dáktylus) ist ein Versfuß mit drei Silben, wobei die erste betont und die zwei folgenden unbetont sind, wie zum Beispiel bei: singende; unsere; kam aus der; alle Be-(Rufenen), usw.

Im deutschen Hexameter brauchen die ersten vier Versfüße nicht allesamt reine Daktylen zu sein. Vorgegeben ist, dass die erste Silbe des Versfußes immer betont ist, aber danach ist es jeweils frei, ob zwei unbetonte Silben oder nur eine folgen. Fest ist, dass der fünfte Versfuß ein reiner Daktylus sein muss, und der sechste ist immer verkürzt, also nur eine betonte Silbe gefolgt von einer unbetonten. (Der sechste und letzte Versfuß der Zeile endet nie mit zwei unbetonten Silben, sondern immer nur mit einer.)

Graphisch wird dies wie folgt dargestellt:

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Eine besondere Form des griechischen Versmaßes ist das Distichon („Zweizeiler“), das aus einer Hexameter-Zeile und aus einer Pentameter-Zeile besteht. Pentameter (betont auf dem a: Pentá meter) bedeutet „Fünf-Maß“. Er übernimmt die ersten zweieinhalb Einheiten des Hexameter und spiegelt sie, so dass sich in der Mitte der Zeile zwei betonte Silben berühren. Der Einschnitt zwischen den zwei betonten Silben (bei der Spiegelachse) wird Zäsur genannt. In der Hälfte vor der Zäsur können die ersten zwei Daktylen eine oder zwei betonte Silben enthalten. In der zweiten Hälfte dürfen nur vollständige Daktylen folgen.

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Ein Beispiel aus Friedrich Hölderlins elegischem Gedicht Brot und Wein:


Dorther kommt und zurück deutet der kommende Gott.


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Die reimlose Doppelzeile des Distichon wird oft für kurze, zweizeilige Sinnsprüche, Weisheiten oder auch für sarkastische Polemiken verwendet. Diesbezüglich bekannt sind die „Xenien“, die Schiller und Goethe zum Teil gemeinsam schrieben.

Aus dem Deutschunterricht kennen viele diesen Merkspruch von Friedrich Schiller:

Das Distichon
 Im Hexameter steigt des Springquells flüssige Säule,
  Im Pentameter drauf fällt sie melodisch herab.

Ebenfalls von Friedrich Schiller, hier mit etwas zynischem Inhalt:

An die Muse
 Was ich ohne dich wäre, ich weiß es nicht; aber mir grauet,
  Seh’ ich, was ohne dich Hundert’ und Tausende sind.

Zwei Beispiele von mir, die auch in den Auszügen aus Der Kampf mit dem Wertlosen – Lyrische Meditationen aufgeführt sind:

Das Distichon
 Der Hexameter gießt den Gedanken in klarknappen Wortlaut,
  Und des Pentameters Spitz’ schärft den Gedanken zum Guss.

Versfluss
 So natürlich und leicht kann ein Distichon klingen und fließen,
  Dass ein Laie darin gar nicht ein Versmaß bemerkt.

Ein Distichon kann also allein für sich als Zweizeiler stehen. Werden mehrere Distichen aneinander gereiht, entsteht durch diese Wiederholung die Gedichtform des „elegischen Distichon“, kurz auch einfach „Elegie“ genannt. All diese Formen finden sich auch in meinen „lyrischen Meditationen“.

Diesbezüglich bahnbrechend in der deutschen Literatur waren:

Friedrich Gottlieb Klopstock (1724 – 1803)
Johann Wolfgang von Goethe (1749 – 1832)
Friedrich Schiller (1759 – 1806)
Friedrich Hölderlin (1770 – 1843)


Kurze „Kostproben“


Sing, unsterbliche Seele, der sündigen Menschen Erlösung,
Die der Messias auf Erden in seiner Menschheit vollendet,
Und durch die er Adams Geschlecht die Liebe der Gottheit
Mit dem Blute des heiligen Bundes von neuem geschenkt hat.
— Klopstock: Der Messias, Erster Gesang (1749), Zeilen 1 – 4
 

Pfingsten, das liebliche Fest, war gekommen! es grünten und blühten
Feld und Wald; auf Hügeln und Höhn, in Büschen und Hecken
Übten ein fröhliches Lied die neuermunterten Vögel;
Jede Wiese sproßte von Blumen in duftenden Gründen,
Festlich heiter glänzte der Himmel und farbig die Erde.
— Goethe: Reineke Fuchs (1794), Zeilen 1 – 5


Welches Wunder begibt sich? Wir flehten um trinkbare Quellen,
  Erde! dich an und was sendet dein Schoß uns herauf?
Lebt es im Abgrund auch? Wohnt unter der Lava verborgen
  Noch ein neues Geschlecht? Kehrt das entfloh’ne zurück?
Griechen! Römer! O kommt! O seht, das alte Pompeji
  Findet sich wieder, aufs neu bauet sich Herkules Stadt.
— Schiller: Pompeji und Herkulaneum (1797), Zeilen 1 – 6


Aber Freund! wir kommen zu spät. Zwar leben die Götter,
  Aber über dem Haupt droben in anderer Welt.
Endlos wirken sie da und scheinen’s wenig zu achten,
  Ob wir leben, so sehr schonen die Himmlischen uns.
Denn nicht immer vermag ein schwaches Gefäß sie zu fassen,
  Nur zu Zeiten erträgt göttliche Fülle der Mensch.
[…] Indessen dünket mir öfters
  Besser zu schlafen, wie so ohne Genossen zu sein,
So zu harren, und was zu tun indes und zu sagen,
  Weiß ich nicht, und wozu Dichter in dürftiger Zeit?
Aber sie sind, sagst du, wie des Weingotts heilige Priester,
  Welche von Lande zu Land zogen in heiliger Nacht.
— Hölderlin: Brot und Wein (1800), Strophe 7
 
Die letzten zwei Zeilen beziehen sich auf den Mythos des Bacchus (Dionysos). Hölderlin erkannte aus intuitiver Erinnerung die kulturgeschichtliche Relevanz dieses Mythos und nahm mehrfach Bezug darauf, insbesondere in der ersten Strophe des Gedichts Dichterberuf:
 
  Des Ganges Ufer hörten des Freudengotts
   Triumph, als allerobernd vom Indus her
  Der junge Bacchus kam, mit heilgem
   Weine vom Schlafe die Völker weckend.
 
(Hölderlin war der erste westliche Dichter, der die Namen Ganges und Indus – und Indien – in Gedichten erwähnte.)

Ausschnitte
Echnaton in Amarna
Die Jahreszeiten
Ernte

Völkerwanderung (Epische Galerie)

Kali-yuga: IV. Gesang

Echnaton in Amarna
(geschrieben im Versmaß des elegischen Distichons)

3.
Das Volk ist nicht zufrieden
Und will nur Glück hienieden.
Sei Gott mit mir zufrieden,
So find ich wahren Frieden.

Unten verklingen die Stimmen. Zögernd nur leert sich der Thronsaal,
     Denn sie verlangen von mir Wunder und weltlichen Sieg.
Ich erbaute im Meer des Streites die Insel des Friedens,
     Doch aus dem Norden jetzt dringen die Wellen der Zeit.
Trügerisch bettet die Nacht uns nach dem Versinken der Sonne.
     Kann in der Ferne des Lichts irgendwas Gutes entstehn?
Muß ich mir schließlich gestehn, daß die Menschen des Reichtums nicht reif sind?
     Alle schlafen, nur ich, wachend allein auf dem Dach,
Bleibe zurück und weine, der mächtigste Bürger der Erde.
     Pharao nennen sie mich, Gottmensch und Hausherr des Reichs,
Doch ist der Hinterhalt schlimmer als alles, was jemals ich hörte.
     Endlich tat ich den Schritt, düstere Mächte den Zorn
Gottes spüren zu lassen, doch haßerfüllt zaubern sie Rache.
     Wo die Frühern Genuß kosteten und bei Gefahr
Ihre Schätze durch Kriege verteidigten, tat den ersehnten
     Schritt ich und nehme Verzicht erstmals als erster auf mich.
Selbst die Stadt überließ ich ihnen und baute die eigne,
     Aber trotz meines Entscheids stechen sie hinterrücks mich.
Endlich handelt ein Pharao göttlich, doch neidische Priester,
     Sklaven der finsteren Lust, schüren das Böse im Volk.
Opfern sie nur, um erhandelte Macht zu mißbrauchen,
     Heuchler im Namen von Gott, der sie schon längstens verließ?
Viele Gesichter hat Gott, nicht Tier- und Menschengesichter,
     Denen sie Schlangen und Blut opfern in rauchiger Gruft.
Und sie nennen mich Frevler, ich wehre mich nicht solcher Worte.
     Jedem, der will, sei’s erlaubt, ihnen zu folgen, nicht mir.
Meine Feinde werden erkennen, daß ich kein Feind bin,
     Ich, der mit einem Befehl alle sie auslöschen könnt’.
Aber wir müssen uns Frieden verdienen, um Frieden zu finden,
     Drum trotz grenzloser Macht halt’ ich als Mann mich zurück.
Ist es so schwierig, die göttliche Absicht der Demut zu sehen?
     Glaubt oder zweifelt: Noch gibt’s Menschen, die frei sind von Gier!
Wo ein jeder Waffen ergriffe, ergreife ich keine.
     Oft schon führten wir Krieg – schaut doch, was brachten sie uns?
Nun bin ich endlich allein … Doch staun ich: welch Zeitalter plagt uns,
     Daß selbst Friede Gewalt zeugt und die Gier nur vermehrt?
Nun bin ich müde und froh, in Amarnas Gärten und hier im
     Schoß meines Gottes den Tod still zu empfangen. Schon ruft
Hoch aus der Wolke der Falke, der kreisend entflog und mir zuwinkt.
     Bald verliern sie die Stadt, und was zurückbleibt, ist Sand.

Gottes Sonne kam mit leisem Schritte
Aus den hellen Ländern und wird gehn.
Betet, Blinde dieses Lands der Mitte!
Atons Auge bleibt als Zeuge
Und wird bess’re Zeiten sehn.



Völkerwanderung (Epische Galerie)

Die Jahreszeiten




Der Bruder des Bauern (Wandermonolog)

IV. Ernte
Was in der Erde verborgen war, haben die Menschen erneut ent-
Deckt und staunen selbst ob der Fülle der üppigen Gaben.
Alle Poren des Bodens atmen befreit und erleichtert.
Wieder schwingt sich aus ihnen der Kranz der geschlossenen Reife.
Und das Geschöpf erkennt in der Schöpfung den Schöpfer. Es lernt, in
Einheit den dreien zu dienen, als Teil des vollkommenen Ganzen.

Nun, nach der Trennung vom Guten und Schlechten zwischen des Jahres
Polen, bereu ich die Sünden, die mich vom Ursprung absondern.
Meine Fehler, das Fehlende, folgen mir, klaffen als Schulden,
Fordern Begleichung des Widerspruchs. Dann erst fallen die Schluchten
In sich zusammen, und Welten verbinden sich über dem Abgrund.
In der Reue spiegeln sich nüchtern die Wünsche der Seele,
     Die ich im Antrieb zur Tat wieder und wieder vergaß.

Die Natur hat ihre Vollmacht geltend gemacht als
Schatten des Höchsten, der ihrem Erblühen den Vorgang gewährte
Über des Sandes verwahrloste Nacktheit, welche nur Leiden-
Schaften brütete während des Sommers entarteter Hitze.
Die abwartende Menschheit hat sich erneuert. Aus träger
Ohnmacht erwacht, in zweiter Geburt, begriff sie die Träume;
Denn wem stirbt, dem ist die Geburt gewiß – und vergessen.
Die, die noch leben, gedenken der Freunde und großen Geweihten
Früherer Zeiten, des Frühlings, die mutig vertrauend den Acker
Pflügten, als Wegbereitung des goldnen, versprochenen Erblühens,
Ohne selbst die Ernte zu wollen. Die Frucht des Getreides
Ward nun gedroschen. Gemächlich essen die Kühe die Schalen.
Aus der kaum gewendeten Erde wachsen nun wieder
Freieste Pflanzen und beugen den Pflückern sich schenkend entgegen.
Nach dem nächtlichen Regen grünt und gilbt das Getreide,
Das man in Tagen des Herbstes mit Hilfe des Windes sich aufteilt.

Leserkommentare
Die folgenden Kurzrezensionen stammen alle aus der zweiten Jahreshälfte 1992. Ich bekam sie, nachdem ich die damals neu erschienenen zwei Gedichtbände an germanistische Stellen mehrerer Schweizer Universitäten, an potentiell Interessierte und an persönliche Kontakte gesandt hatte.


„Ich darf Ihnen sagen, daß mich Ihre dichterische Formulierungsgabe und metrische Fähigkeit in der deutschen Sprache sehr beeindruckt hat. Zweifellos verfügen Sie über ein beachtliches poetisches Talent, dessen Pflege für Sie Zukunft haben dürfte.“
— Prof. Dr. phil, Dr. h. c. et h. c. Stefan Sonderegger
Linguistische Abteilung, Universität Zürich

„Die literarischen Gebäude, die Sie an Ihrem geistigen Weg aufgerichtet haben, habe ich mit Respekt betrachtet und vieles davon auch mit Gewinn und innerer Zustimmung gelesen – auch wenn ich nicht verschweige, daß es zwischen dem rhetorischen Anspruch und der Stille und Bescheidenheit des geistigen Vorsatzes vielleicht eine Differenz zu bemerken gäbe, die mir freilich in Ihrem Alter auch weniger aufgefallen wäre als heute.“
— Prof. Dr. Adolf Muschg
(einer der bedeutendsten Schweizer Schriftsteller der Gegenwart)

„Ihre zwei interessanten Bücher … geben Einblick in ein vielfältiges und gehaltvolles Denken in interkulturellem Zusammenhang, was heute von großer Bedeutung ist.“
— Prof. Dr. M. Stern (Deutsches Seminar, Universität Basel)

„Ich habe die Völkerwanderung gelesen und dabei Einsicht gewonnen in ein Gebiet, das mir sozusagen ganz fremd war, und dabei gestaunt über Ihr Wissen und Ihre geistige Erfahrung. Auch in den lyrischen Meditationen lese ich immer wieder gerne, und ich stimme mit Ihnen überein, wenn Sie schreiben [S. 316]:

Wenn ich seh’, was man heute im Namen von Lyrik für gut hält,
Muß ich, trotz Demut, gestehn: Meine ist gar nicht so schlecht.

Ich muß sagen, ich staune über Ihre dichterischen Fähigkeiten.“
— Dr. phil. Hans Marfurt (Rektor i. R. des Gymnasiums Reußbühl)
und ehemaliger Englischlehrer von Armin Risi

„Armin Risis Dichtungen sind mir immer wieder Herz- und Augenöffner, Horizonterweiterer. Seine Völkerwanderung hat mein vom gängigen Schulwissen geprägtes Bild der Menschheitsentwicklung und -geschichte geradezu revolutioniert und in mir tiefes Mitgefühl für unsere uralte Dramaturgie auf der Bühne der ‚Welt‘ geweckt. Und die einfühlsame sowohl poetische wie forschende Annäherung an Hölderlin hat mir nicht nur jenes Dichters wunderbare Sprache nahegebracht, sondern auch meiner eigenen, innersten Sehnsucht Worte und Flügel verliehen. Es sind kostbare Werke, wo Sprache in Verbindung mit Wissen innere und äußere Schönheit schaffen. Nachhaltig.“
— Gerda Tobler (Kunstmalerin und Yoga-Lehrerin)
Lehrbeauftragte an der Hochschule für Gestaltung und Kunst, Zürich

Neues Buch von Armin Risi